Flutrasen – Zeitweise unter Wasser


Dieser Grünlandtyp wächst in Geländemulden und steht nach ergiebigen Niederschlägen zeitweise unter Wasser. Nach regenreichen Perioden sind die Standorte in der Landschaft gut erkennbar. Natürliche Vorkommen finden sich in Überschwemmungsgebieten naturnaher Fließgewässer oder auf Grünlandstandorten mit wasserstauenden Schichten im Untergrund. Diese spezielle Pflanzengesellschaft wächst niedrig und kann sich besonders artenreich auf den kurz gehaltenen Viehweiden entwickeln.

 

Flutrasen waren früher weit verbreitet, sind jedoch heute selten. Dies ist auf die Begradigung von Fließgewässern, die Verfüllung von Geländemulden, den Verlust und die Entwässerung von Grünland zurückzuführen. Flutrasen mit Vorkommen bestimmter Arten sind bundesweit geschützt

Auf extensiv bewirtschafteten Weiden können seltene Pflanzenarten auf offenen, feuchten Bodenstellen wachsen. Solche Stellen werden oft lokal durch starke Trittbelastung des Weideviehs an Tränken oder Kleingewässern geschaffen. Durch diese häufige Störung des Bodens entsteht ein Extremstandort, eine besonders enge ökologische Nische. Es können sich Spezialisten ansiedeln, die oft nur wenige Zentimeter groß sind. Diese Pionierpflanzen können sich hier gegenüber den hochwüchsigen Gräsern und Blütenpflanzen behaupten.

NSG Am Teufelsbach (Lüdinghausen): Nach Abtrocknung des Bodens wächst das Mäuseschwänzchen im Bereich der Tränke.
Mäuseschwänzchen (Myosurus minimus). In NRW im Bestand gefährdet (Rote Liste NRW 2020).
Knotiges Mastkraut (Sagina nodosa). In NRW im Bestand gefährdet (Rote Liste NRW 2020).

 

Landschaften, Tiere und naturgerechte Haltung

NSG Brink (Coesfeld): Landschaftsbild verschwunden. In der modernen Landwirtschaft spielen diese traditionellen Weideeinrichtungen keine große Rolle mehr. Neben ihrer kulturhistorischen Bedeutung sind sie für den Naturschutz weiterhin wertvoll. Die Weidehütten bieten zum Beispiel gute Nistmöglichkeiten für bedrohte Arten wie den Steinkauz.
NSG Hirschpark (Nordkirchen): Diese Mutterkuhherde beweidet ein 50 Hektar großes, strukturreiches Grünlandareal mit einem Viehbesatz von etwa einem Tier pro Hektar (ca. Fußballfeldgröße). Im Vergleich dazu teilen sich auf Intensivweiden vier oder mehr Tiere einen Hektar. Durch die extensive Beweidung entstehen vielfältige Biotopstrukturen, die zu einer hohen Artenvielfalt bei Flora und Fauna führen. Neben der geringen Beweidungsdichte sind der Verzicht auf Düngung und Pestizide entscheidende Faktoren für den Artenreichtum.
Depot Visbeck (Dülmen): Robuste Rinderrassen wie zum Beispiel das Taurusrind eignen sich besonders für Naturschutz-Großprojekte. Sie können das ganze Jahr über bei jeder Witterung draußen bleiben und sind bezüglich der Futterqualität sehr genügsam. Im Kreis Coesfeld sind sie für das Beweidungsprojekt „Westfalens Wilder Westen“ in den Borkenbergen vorgesehen. Das Zuchtvorbild ist der Auerochse, eine ausgestorbene Wildform des Hausrindes.
NSG Wildpferdebahn Merfelder Bruch (Dülmen): Mehr als 400 Dülmener Wildpferde weiden ganzjährig in der Heubachniederung. Die golfrasenmäßig abgeweideten Grünlandflächen sind in weniger stark gedüngten Bereichen aber vergleichsweise artenreich ausgebildet. Insbesondere auf nicht gedüngten Böden können sich durch Beweidung mit Pferden wertvolle Magerweiden wie die Geest-Rotschwingelweide entwickeln.

 

Die Hörstation erzählt spannende Geschichten über zwei seltene Grünlandarten im Kreis Coesfeld:

  1. Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe) – eine Feuchtwiesenart, die vom Aussterben bedroht ist und unter dem Klimawandel leidet.

     Hörspiel: Lungen-Enzian, Schmetterling und Ameise (MP3, 3 MB) 

  2. Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) – eine Orchideenart, die vom Klimawandel profitiert und sich derzeit im Kreis Coesfeld ausbreitet.

     Hörspiel: Bienen-Ragwurz - eine Insektentäuschblume auf Ausbreitungskurs (MP3, 2 MB) 

 

Mehr Infos: Ausstellung “Wo die wilden Pflanzen leb(t)en”