Pfeifengraswiesen

 

Pfeifengraswiesen sind sogenannte Streuwiesen, die auf feuchten bis nassen und extrem nährstoffarmen Böden wachsen. Das Wachstum dieser Pflanzengesellschaft beginnt vergleichsweise spät im Jahr mit dem Austrieb des Pfeifengrases Ende Mai. Die Wiese kann daher erst ab September gemäht werden. Früher wurde das Heu aufgrund seines geringen Futterwertes als Einstreu genutzt. Die Pfeifengraswiesen sind für den Naturschutz von großer Bedeutung, da hier viele gefährdete Arten vorkommen.

 


Feuchtwiesen waren bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ein charakteristischer Bestandteil der Kulturlandschaft im Münsterland. Aufgrund der schlechten Befahrbarkeit der feuchten und nassen Böden können sie – wenn überhaupt – nur einmal im Jahr gemäht werden. Die Feuchtwiesen beherbergen eine Vielzahl an Pflanzengesellschaften, wie beispielsweise Sumpfdotterblumen- und Pfeifengraswiesen sowie Großseggenriede und feuchte Hochstaudenfluren. Damit sie nicht verbuschen, ist ein regelmäßiger Schnitt notwendig.

Blühende Feuchtwiese im Juni vor dem ersten Schnitt FFH‐Gebiet Borkenberge (Lüdinghausen)
NSG Wildpferdebahn im Merfelder Bruch (Dülmen): Von August bis Anfang Oktober blüht der Teufelsabbiss (Succisa pratensis) auf der Lungenenzian‐Pfeifengraswiese. Wenn es auf den Altweibersommer zugeht, ist die Wiese mit zahlreichen Spinnennetzen überzogen.
NSG Franzosenbach (Dülmen): Blühende Sumpfdotterblumenwiese im Übergangsbereich zum Erlenbruchwald. Im Spätsommer wird  der Bestand von Hand mit dem Freischneider gemäht.
NSG Alstätter Wäldchen (Billerbeck): Ein Großseggenried mit blühender Schlank­Segge (Carex gracilis) und Kuckucks­Lichtnelke (Lychnis floscuculi). Großseggen wurden früher als Einstreu für das Vieh genutzt. Streng genommen gehören diese Bestände eher zu den Röhrichten. Sie stehen aber oft räumlich in Kontakt zu den Feuchtwiesen und haben oft ähnliche Begleitarten.

 

Pfeifengraswiesen sind europaweit gefährdet. Sie sind durch die FFH-Richtlinie als FFH-Lebensraumtyp 6410 geschützt. Diese Wiesen beherbergen zahlreiche gefährdete Arten, die auch in Feuchtheiden anzutreffen sind. Im Kreis Coesfeld waren sie bis Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem im Bereich der Moore entlang der Heubachniederung zu finden. In der einzigen verbliebenen Pfeifengraswiese kommt auch der Lungenenzian vor. Dieser ist ebenfalls vom Aussterben bedroht.

 

FFH: Die Flora-Fauna‐Habitat‐Richtlinie (= FFHRL) ist eines der wichtigsten Naturschutz‐Instrumente der Europäischen Union zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Europa. Nach der FFHRL sind Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung (= FFH‐Gebiete) für definierte, ökologisch wertvolle Lebensräume (= FFH‐Lebensraumtypen) und Arten auszuweisen, um sie dauerhaft zu schützen.

 

Die Hörstation erzählt spannende Geschichten über zwei seltene Grünlandarten im Kreis Coesfeld:

  1. Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe) – eine Feuchtwiesenart, die vom Aussterben bedroht ist und unter dem Klimawandel leidet.

     Hörspiel: Lungen-Enzian, Schmetterling und Ameise (MP3, 3 MB) 

  2. Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) – eine Orchideenart, die vom Klimawandel profitiert und sich derzeit im Kreis Coesfeld ausbreitet.

     Hörspiel: Bienen-Ragwurz - eine Insektentäuschblume auf Ausbreitungskurs (MP3, 2 MB) 

 

Mehr Infos: Ausstellung “Wo die wilden Pflanzen leb(t)en”