Die Sumpfdotterblumenwiesen - Leuchtend gelbe Frühlingspracht

 

Sumpfdotterblumenwiesen waren bis in die 1970er Jahre im Kreis Coesfeld auf nährstoffreichen, nassen Böden in den Auen oder Niedermooren weit verbreitet. Die namensgebende Sumpfdotterblume blüht im Frühjahr leuchtend gelb. Heute sind nur noch wenige von diesen Nasswiesen im Kreis Coesfeld übrig geblieben. An Gräben und Bächen sind hier und da noch vereinzelt Sumpfdotterblumen als Relikt vergangener Zeiten zu finden.

Sumpfdotterblumenwiesen können auf nährstoffreicheren Standorten ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden. Die Häufigkeit des Mähens hängt jedoch stark von der Witterung und der damit verbundenen Befahrbarkeit des Bodens ab. Neben der reinen Wiesennutzung können die Arten der Sumpfdotterblumenwiese aber auch eine extensive Beweidung mit Rindern vertragen. Entscheidend ist, dass die Flächen nicht gedüngt und mit maximal zwei Tieren pro Hektar (ungefähr Fußballfeldgröße) beweidet werden.

 


Feuchtwiesen waren bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ein charakteristischer Bestandteil der Kulturlandschaft im Münsterland. Aufgrund der schlechten Befahrbarkeit der feuchten und nassen Böden können sie – wenn überhaupt – nur einmal im Jahr gemäht werden. Die Feuchtwiesen beherbergen eine Vielzahl an Pflanzengesellschaften, wie beispielsweise Sumpfdotterblumen- und Pfeifengraswiesen sowie Großseggenriede und feuchte Hochstaudenfluren. Damit sie nicht verbuschen, ist ein regelmäßiger Schnitt notwendig.

Blühende Feuchtwiese im Juni vor dem ersten Schnitt FFH‐Gebiet Borkenberge (Lüdinghausen)
NSG Wildpferdebahn im Merfelder Bruch (Dülmen): Von August bis Anfang Oktober blüht der Teufelsabbiss (Succisa pratensis) auf der Lungenenzian‐Pfeifengraswiese. Wenn es auf den Altweibersommer zugeht, ist die Wiese mit zahlreichen Spinnennetzen überzogen.
NSG Franzosenbach (Dülmen): Blühende Sumpfdotterblumenwiese im Übergangsbereich zum Erlenbruchwald. Im Spätsommer wird der Bestand von Hand mit dem Freischneider gemäht.
NSG Alstätter Wäldchen (Billerbeck): Ein Großseggenried mit blühender Schlank­Segge (Carex gracilis) und Kuckucks­Lichtnelke (Lychnis floscuculi). Großseggen wurden früher als Einstreu für das Vieh genutzt. Streng genommen gehören diese Bestände eher zu den Röhrichten. Sie stehen aber oft räumlich in Kontakt zu den Feuchtwiesen und haben oft ähnliche Begleitarten.

Durch die Intensivierung der Landwirtschaft sind die Feuchtwiesen im Kreis Coesfeld fast vollständig verschwunden. Zahlreiche typische Blütenpflanzen, insbesondere Orchideenarten, gingen durch großräumige Entwässerungsmaßnahmen und den Einsatz von Dünger verloren. Weitere Verluste sind auf die Umwandlung von Grünland in Ackerland oder das Brachfallen der Wiesen zurückzuführen. Gemäß § 30 des Bundesnaturschutzgesetzes sind artenreiche Feuchtwiesen geschützte Biotope.


In Merfeld entsteht eine neue Umgehungsstraße für die alte Bundesstraße B67. Leider hat dies zur Zerstörung einer artenreichen Sumpfdotterblumenwiese im Niedermoorgebiet Kottenbrook geführt. Um die wertvolle Wiese zu retten, hat das Team des Naturschutzzentrums die oberste Schicht mit einer Spezialmaschine abgetragen und auf eine benachbarte, artenärmere Feuchtwiese gebracht. Auch hier wurde der Oberboden streifenweise abgetragen. Bereits im nächsten Jahr waren die Sumpfdotterblumenwiesen-Implantate angewachsen und blühten.

Rettungsaktion Rollrasenübertragung im Kottenbrook 2019.


Im Kreis Coesfeld gibt es noch einige wenige Feuchtwiesen, in denen Orchideen vorkommen. Es sind das Breitblättrige und das Gefleckte Knabenkraut sowie neuerdings die Bienen-Ragwurz. Diese Orchideenarten sind typische Begleiter, da sie sich nicht unbedingt an eine Pflanzengesellschaft binden, sondern extrem nährstoffarme Böden suchen. Deshalb sind sie auch in Weiden zu finden. Zur Erhaltung der Orchideen ist eine extensive Pflege oder Bewirtschaftung ohne Düngung notwendig.

Großes Zweiblatt (Listera ovata)
Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera). In NRW im Bestand gefährdet (Rote Liste NRW 2020)
Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata). In NRW im Bestand gefährdet (Rote Liste NRW 2020)
Breitblättrige Fingerwurz (Dactylorhiza majalis). In NRW im Bestand gefährdet (Rote Liste NRW 2020)

 

Die Hörstation erzählt spannende Geschichten über zwei seltene Grünlandarten im Kreis Coesfeld:

  1. Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe) – eine Feuchtwiesenart, die vom Aussterben bedroht ist und unter dem Klimawandel leidet.

     Hörspiel: Lungen-Enzian, Schmetterling und Ameise (MP3, 3 MB) 

  2. Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) – eine Orchideenart, die vom Klimawandel profitiert und sich derzeit im Kreis Coesfeld ausbreitet.

     Hörspiel: Bienen-Ragwurz - eine Insektentäuschblume auf Ausbreitungskurs (MP3, 2 MB) 

 

Mehr Infos: Ausstellung “Wo die wilden Pflanzen leb(t)en”