Die Buchenwälder Mitteleuropas gehören zu den ökologisch wertvollsten Waldtypen der Welt – und finden hier, im NSG Ichterloh, nahezu ideale Bedingungen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des europäischen Naturerbes und werden deshalb durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) besonders geschützt.
Das Naturschutzgebiet Ichterloh bildet gemeinsam mit dem benachbarten Hirschpark das FFH-Gebiet „Wälder Nordkirchen“ – ein herausragendes Beispiel für die Verknüpfung von Naturschutz, Waldentwicklung und historischer Kulturlandschaftspflege.
Lebensräume und Artenvielfalt
Die artenreiche Krautschicht der Buchenwälder bietet einer Vielzahl von Pflanzen, Insekten und Pilzen Lebensraum. Alte und absterbende Bäume bleiben bewusst im Bestand, da sie als Höhlen- und Brutbäume für Fledermäuse, Spechte und andere Vögel unersetzlich sind.
Insgesamt wurden im NSG Ichterloh sechs Amphibienarten nachgewiesen – darunter der gefährdete Kammmolch (Triturus cristatus), der in eigens angelegten Kleingewässern ideale Bedingungen findet.
Besonders hervorzuheben sind:
- Pflanzen: Purpur-Knabenkraut, Fliegen-Ragwurz, Waldhyazinthe, Nestwurz, Waldmeister, Bärlauch
- Tiere: Großer Abendsegler, Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus, verschiedene Spechtarten, Kammmolch
- Lebensräume: Waldmeister-Buchenwald, Stieleichen-Hainbuchenwald, Kleingewässer, strukturreiche Waldränder
Das Naturschutzgebiet Ichterloh dient dem Erhalt und der naturnahen Entwicklung artenreicher Laubwälder im südlichen Münsterland.
Zentrale Ziele sind:
- die Förderung der typischen Buchenwälder auf kalkreichen Böden (Galio-Fagetum),
- der Erhalt der Stieleichen-Hainbuchenwälder an den feuchteren Hangbereichen,
- der Schutz seltener Orchideenarten und anderer kalkliebender Pflanzen,
- die Sicherung alter Baumstrukturen und Höhlenbäume als Lebensräume für Fledermäuse, Vögel und Insekten,
- sowie die Entwicklung strukturreicher Waldränder und artenreicher Saumgesellschaften.
- Lage: nördlich von Capelle, Gemeinde Nordkirchen, Kreis Coesfeld
- Fläche: rund 200 Hektar
- Schutzstatus: Naturschutzgebiet (NSG) und Teil des FFH-Gebiets „Wälder Nordkirchen“ (DE-4108-301)
- Eigentum: Land Nordrhein-Westfalen (seit 2004)
- Betreuung: Forstamt Münster
- Schutz seit: 1993
Der über 200 Hektar große Waldkomplex liegt in einer sanften Hügellandschaft zwischen 70 und 90 Metern über dem Meeresspiegel – eingebettet in die „Schlösserachse“ zwischen Nordkirchen und Capelle.
Im Zentrum des Gebiets treten Kalk-Mergelschichten aus der Kreidezeit an die Oberfläche. Diese Böden bieten ideale Bedingungen für den Waldmeister-Buchenwald, der hier ausgedehnte Bestände bildet.
An den unteren Hanglagen und in den feuchteren Bereichen geht dieser Waldtyp allmählich in Eichen-Hainbuchenwälder über. Dieses Nebeneinander unterschiedlicher Waldgesellschaften macht das NSG Ichterloh zu einem ökologisch sehr vielfältigen Lebensraum.
In einigen Bereichen finden sich noch Spuren früherer forstlicher Nutzung – etwa kleinere Parzellen mit Eschen, Roteichen oder Pappeln. Heute steht die naturnahe Entwicklung der Laubwälder im Vordergrund, mit dem Ziel, den Anteil der Rotbuche wieder zu erhöhen und alte Baumstrukturen langfristig zu erhalten.
NATURA 2000 ist ein europaweites Netzwerk von Schutzgebieten, das eingerichtet wurde, um die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräume in Europa langfristig zu erhalten. Es ist das größte zusammenhängende Schutzgebietssystem der Welt und basiert auf der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) (1992).
FFH-Gebiete (Fauna-Flora-Habitat-Gebiete) sind spezielle Schutzgebiete, die im Rahmen von NATURA 2000 ausgewiesen worden sind. Der Begriff stammt aus den entsprechenden EU-Richtlinien, die auf den Schutz von besonders wertvollen Lebensräumen (z. B. Wälder, Moore, Wiesen) sowie gefährdeten Tier- und Pflanzenarten abzielt.
Das FFH-Gebiet "Wälder Nordkirchen" ist 326 ha groß und setzt sich zusammen aus dem NSG Hirschpark und dem NSG Ichterloh.

