Dülmen / Wildpferdebahn

Das Naturschutzgebiet Wildpferdebahn bei Dülmen beherbergt eine beeindruckende Vielfalt an Lebensräumen, die trotz historischer Entwässerung und Nutzung bis heute zahlreiche schutzwürdige Biotope bewahren. Dazu zählen Pfeifengraswiesen (FFH-LRT 6410) mit ihrem artenreichen Mosaik aus feuchtem Grünland, feuchte Borstgrasrasen (6230) auf nährstoffarmen Sandböden sowie alte bodensaure Eichenwälder (9190) und fragmentarische Hainsimsen-Buchenwälder (9110).

Ergänzt werden diese Strukturen durch Kleingewässer mit Wasserfeder- und Sumpfquendelbeständen (3130, 3150) sowie kleine Braunseggensümpfe und Erlenbruchwälder.

 

 

 

 

Das Schutzgebiet dient in erster Linie der Erhaltung des Dülmener Wildpferdes, einer weltweit einzigartigen freilebenden Pferdepopulation, die bereits 1316 urkundlich erwähnt wurde. Zugleich steht die Bewahrung wertvoller Reste der ehemaligen Heide- und Moorlandschaften der Merfelder Niederung im Zentrum.

Ziele des Naturschutzes sind:

  • Erhalt der historischen Population des Dülmener Wildpferdes als lebendes Naturdenkmal
  • Schutz und Förderung naturnaher Vegetationsgesellschaften, insbesondere Moor- und Feuchtgrünlandreste
  • Entwicklung standortgerechter Laubwälder und strukturreicher Übergangsbereiche
  • Sicherung und Verbesserung des Lebensraums gefährdeter Tier- und Pflanzenarten
     

 

  • Name: Naturschutzgebiet Wildpferdebahn
  • Lage: Gemeinde Dülmen-Merfeld, Kreis Coesfeld; etwa 1,5 km östlich von Maria Veen, an der Grenze zum Kreis Borken
  • Größe: 291 Hektar
  • Naturschutzgebiet seit 1956

 

Lebensräume

Die Wildpferdebahn ist ein struktur- und artenreiches Mosaik aus Wald-, Grünland- und Offenlandbiotopen. Besonders hervorzuheben ist die rund 1,5 ha große Binsen-Pfeifengraswiese, die in Nordrhein-Westfalen vom Aussterben bedroht ist und zahlreiche geschützte Pflanzenarten wie Teufelsabbiss und Glockenheide beherbergt.

  • Waldflächen (ca. 190 ha):
    Kiefern- und Birkenbestände dominieren, durchsetzt von Pfeifengrasfluren und Resten ursprünglicher Auwälder mit Traubenkirsche, Erle und Esche (Pruno-Fraxinetum).
  • Offenlandbereiche (ca. 70 ha):
    Fettweiden und -wiesen auf feuchten bis staunassen Standorten, durchzogen von Entwässerungsgräben.
  • Seltene Vegetationstypen:
    Auf 8 ha erhalten sich Relikte der ehemaligen Moor- und Heidevegetation, darunter
    • Pfeifengraswiesen mit Lungenenzian (Junco-Molinietum)
    • Borstgrasrasen und Magerweiden mit Blutwurz und Braunsegge
    • Flutrasen und Sandtrockenrasen mit charakteristischen Heidearten

 

Pflanzenarten

Diese vielfältigen Lebensräume bieten Rückzugsorte für eine bemerkenswerte Flora seltener und gefährdeter Arten. Besonders hervorzuheben ist das letzte Vorkommen des Lungenenzians (Gentiana pneumonanthe) im Kreis Coesfeld.

Auf den Pfeifengras- und Magerwiesen wachsen zudem Teufelsabbiss (Succisa pratensis), Glockenheide (Erica tetralix), Borstgras (Nardus stricta) und Dreizahn-Schwingel (Danthonia decumbens).

In feuchten Senken finden sich Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris), Blutwurz (Potentillaerecta) und der Königsfarn (Osmunda regalis).

 

Tierwelt

Die Dülmener Wildpferdeherde – etwa 350 Tiere – prägt den Charakter des Gebiets. Sie weiden ganzjährig auf dem Gelände und tragen zur Pflege artenreicher, magerer Grünlandflächen und Sandmagerrasen bei. 

Zudem beherbergt das Schutzgebiet eine bemerkenswerte Tierwelt:

  • Brutvorkommen des Kolkraben (Corvus corax) in den Kiefernwäldern
  • Vorkommen seltener Heuschreckenarten wie der Kurzflügeligen Beißschrecke (Metrioptera brachyptera)
  • Reptilien, Amphibien und zahlreiche Libellen- und Schmetterlingsarten in den Feuchtbereichen

 

 

Das Naturschutzgebiet Wildpferdebahn liegt im Westen des Kreises Coesfeld, zwischen den Ortschaften Velen und Hausdülmen, in der Merfelder Niederung. Es umfasst eine Fläche von rund 291 Hektar und wurde 1956 ausgewiesen.

Das Gebiet liegt in einem breiten Niederungszug entlang des Heubachs, dessen Auen und ehemalige Flachmoore die Landschaft bis heute prägen. Die Böden bestehen überwiegend aus sandigen bis lehmig-sandigen holozänen Bachablagerungen mit Podsol-Gleyen und Gleyen, stellenweise auch Anmoorgleyen und Niedermooren.
Wasserstauende Raseneisensteinbänke, typische Relikte ehemaliger Moorbildungen, finden sich in tieferen Bodenschichten.

Die weitreichenden Entwässerungsmaßnahmen des 20. Jahrhunderts veränderten den Wasserhaushalt nachhaltig: Der Besuchende erkennt die Folgen der Absenkung des Grundwassers an Geländevertiefungen und freigelegten Baumwurzelzonen entlang des Heubachs.