Die Borkenberge sind mit 1161 Hektar das größte Schutzgebiet des Kreises und ein landesweit bedeutsamer Hotspot der Biodiversität und ein Schlüsselgebiet für den Erhalt der Sandheide-, Moor- und Magerrasenlandschaften Nordrhein-Westfalens.
Sie repräsentieren auf außergewöhnlich großer Fläche eine Landschaftsform, die in Mitteleuropa nahezu verschwunden ist.
Mit über 2.700 nachgewiesenen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten gehören die Borkenberge zu den artenreichsten Gebieten Nordrhein-Westfalens.
Über 400 davon stehen auf den Roten Listen Deutschlands oder NRWs.
Die Borkenberge:
- beherbergen rund 50 % aller Brutvogelarten NRWs,
- bieten über 70 % aller heimischen Reptilienarten Lebensraum,
- und sind ein zentraler Trittstein im europäischen Schutzgebietsnetz NATURA 2000.
Sie zeigen eindrucksvoll, dass militärische Nutzung und Naturschutz sich nicht ausschließen müssen – im Gegenteil: Die Borkenberge sind ein lebendiges Beispiel dafür, wie unbeabsichtigte Ruhe, Dynamik und Offenheit zu einem Hotspot der Biodiversität führen können.
Die Borkenberge dienen dem Erhalt einer einzigartigen Heide-, Sand- und Moorlandschaft, die im Münsterland sonst kaum noch existiert.
Hauptziele sind:
- die Bewahrung und Entwicklung großflächiger Heide- und Sandmagerrasenflächen,
- der Schutz und die Wiederherstellung von Moor- und Feuchtheidebereichen,
- die Förderung typischer Offenlandarten wie Heidelerche, Kreuzotter und Ziegenmelker,
- die Erhaltung der halboffenen, strukturreichen Landschaft mit ihren Übergängen von Heide zu Wald,
- sowie die langfristige Sicherung dieser Lebensräume durch extensive Beweidung und gezielte Pflege.
- Lage: südlich von Haltern am See, im Übergang zwischen den Kreisen Coesfeld und Recklinghausen
- Fläche: ca. 1.161 Hektar – größtes Naturschutzgebiet im Kreis Coesfeld
- Teil von:
- FFH-Gebiet „Truppenübungsplatz Borkenberge“ (DE-4209-304)
- Vogelschutzgebiet „Heubachniederung, Lavesumer Bruch, Borkenberge“
- seit 2015 Teil des Nationalen Naturerbes
- Landschaftstyp: Sandlandschaft mit Heiden, Mooren und lichten Wäldern
- Betreuung: Bundesforst / Naturschutzstationen in Kooperation
- Eigentum: DBU Naturerbe GmbH (seit 2017)
- Naturschutzgebiet seit: 2005
Das Naturschutzgebiet Borkenberge ist ein Mosaik aus Heiden, Sandtrockenrasen, Mooren, Heideweihern und lichten Wäldern.
Etwa ein Viertel der Fläche besteht aus Sandmagerrasen und Heiden, fast 40 % aus lichten Kiefernwäldern und knapp 30 % aus Eichen-Birkenwäldern. In den Senken liegen kleine Moore und feuchte Senken, in denen sich seltene Pflanzen und Amphibienarten angesiedelt haben.
Typische und geschützte Arten sind:
- Reptilien: Schlingnatter (Coronella austriaca), Kreuzotter (Vipera berus), Zauneidechse (Lacerta agilis)
- Amphibien: Kreuzkröte (Bufo calamita), Moorfrosch (Rana arvalis)
- Vögel: Ziegenmelker, Heidelerche, Schwarzkehlchen, Wiesenpieper, Neuntöter, Feldlerche, Gartenrotschwanz
- Insekten: Rostbinde, Heidelaufkäfer
Die offene, trockene Landschaft ist besonders wichtig für Pionier-Pflanzenarten, die in der intensiv genutzten Agrarlandschaft kaum noch geeignete Lebensräume finden.
Typisch sind pfeifengrasreiche Sandginster-Heiden (Genisto pilosae-Callunetum molinietosum), Feuchtheiden (Ericetum tetralicis) sowie seltene Pioniergesellschaften auf offenen Sandflächen. Diese offenen Strukturen werden heute durch gezielte Pflege und weiterhin durch militärische Nutzung erhalten, die das Zuwachsen der Heide verhindert.
Besonders wertvoll sind die Hoch- und Übergangsmoore mit ihren typischen Torfmoosgesellschaften und Arten wie Moorlilie, Schnabelried und Rosmarinheide.
Diese Arten profitieren von der Mosaikstruktur aus offenen Sandflächen, Heiden und lichten Wäldern, die für viele andere Regionen längst verloren gegangen ist.
Die Borkenberge bilden zusammen mit der Haard und der Hohen Mark die drei Halterner Sand-Hügelländer. Schon von weitem sind die markanten Erhebungen – etwa der Fischberg (134 m) und der Rauhe Berg (127 m) – sichtbar.
Die sandigen, nährstoffarmen Böden entstanden in der letzten Eiszeit aus Dünen und Flugsanden. Auf ihnen konnte sich – dank der über 140-jährigen militärischen Nutzung als Schieß- und Übungsplatz (seit 1873) – ein großflächiger Ausschnitt der historischen, halboffenen Kulturlandschaft erhalten.
Wo früher Panzer fuhren, weideten einst Schafe. Heute sind es die besonderen Nutzungsdynamiken aus Befahrung, Offenhaltung und jahrzehntelanger Abgeschiedenheit, die eine außergewöhnliche Artenvielfalt hervorgebracht haben.
Nach dem Abzug der britischen Streitkräfte im Jahr 2015 wurde das Gebiet zum Nationalen Naturerbe erklärt – und ist damit dauerhaft als Naturraum gesichert.
Zum ökologischen Verbund der Borkenberge gehören mehrere eigenständige Naturschutzgebiete:
- NSG Hochmoor Borkenberge (47 ha): eines der wertvollsten Hochmoorreste Westfalens mit Moorlibellen und Moorfrosch
- NSG Gagelbruch Borkenberge (ca. 88 ha): Moorlandschaft mit Gagelgebüschen, Moorlilien und seltenen Amphibien
- NSG Wacholderhain: kleiner, aber charakteristischer Restbestand alter Wacholderheiden
Diese Teilgebiete ergänzen das Landschaftsbild durch ihre Feucht- und Moorlebensräume und sind wichtige Rückzugsorte spezialisierter Arten.
Gemeinsam mit den Biologischen Stationen Kreis Recklinghausen und Zwillbrock hat das Naturschutzzentrum die Projektidee
„Westfalens Wilder Westen“ entwickelt. Ziel ist es, die großflächige Heide- und Moorlandschaft der Borkenberge zu erhalten – und durch extensive Ganzjahresbeweidung mit Wisent, Taurusrind und Wildpferd offen zu halten.
So soll auf etwa 550 Hektar eine dynamische, halboffene Landschaft entstehen, in der natürliche Prozesse, Tierbewegungen und Vegetationsentwicklung weitgehend selbstständig ablaufen – ein Modellprojekt für großflächigen Naturschutz im Münsterland.