Heute umfasst das Venner Moor rund 148 Hektar und ist als europäisches Schutzgebiet - FFH-Gebiet - ausgewiesen. Durch Entwässerung und Torfabbau verschwand das aktive Moor von ehemals rund 280 ha weitgehend. Heute prägen typische Lebensräume wie Moorheiden, Feuchtwiesen, Birkenbruchwälder und offene Wasserflächen in den alten Torfstichen. Hier leben zahlreiche spezialisierte Tier- und Pflanzenarten, die an die nährstoffarmen, feuchten Bedingungen angepasst sind – etwa Sonnentau, Torfmoose und Kreuzotter.
Naturschutzfachliche Bedeutung
Das Venner Moor ist eines der letzten verbliebenen Hochmoorgebiete im Kern- und Westmünsterland – und damit ein bedeutendes Refugium für seltene, hochmoortypische Arten. Hier findet sich das letzte bekannte Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Maulwurfsgrille in NRW. Ebenso leben im Gebiet der Moorfrosch und charakteristische Libellenarten wie Torf-Mosaikjungfer und Nordische Moosjungfer.
Für den Vogelschutz ist das Moor mit seinen offenen Wasserflächen, Heiden und Moorwäldern ebenfalls von großer Bedeutung. Typische Brut- und Nahrungsgäste sind unter anderem Krickente, Baumfalke, Zwergtaucher, Waldwasserläufer, Mittelspecht, Schwarzspecht und der Ziegenmelker.
Pflege und Betreuung
Das Gebiet wird vom Regionalforstamt Münsterland und dem Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld e.V. betreut. Bereits Mitte der 1970er Jahre begann die Wiedervernässung ehemaliger Torfstiche durch das Schließen von Entwässerungsgräben. Seitdem wächst das Moor stellenweise wieder.
Offene Heideflächen werden regelmäßig freigestellt, um lichtliebende Arten und typische Moorvegetation zu fördern.
Mehr Infos in unserem Flyer zum Venner Moor:
Download: Venner Moor-Flyer (PDF, 5 MB)
Ziel des Naturschutzes ist die Wiederherstellung eines naturnahen, lebenden Hochmoores.
Dazu sollen bestehende moortypische Vegetationsstrukturen gesichert, geschädigte Bereiche wiedervernässt und offene Heideflächen erhalten werden. So entsteht langfristig ein zusammenhängendes Netzwerk wertvoller Lebensräume für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten.
Nach pollenanalytischen Untersuchungen begann die Entwicklung des Venner Moores vor mehreren tausend Jahren als Versumpfungsmoor. In einem regenreichen Klima bildeten sich in Senken ehemaliger Birken-Kiefernwälder wassergefüllte Flächen, in denen sich Torfmoose (Sphagnen) ansiedelten.
Die nach unten absterbenden und nach oben wachsenden Torfmoose schufen die Grundlage für ein Hochmoor. Mit der Zeit überwucherten sie die Senken, ließen umliegende Bäume absterben und verbanden sich zu einer geschlossenen Moordecke. Über Jahrhunderte wuchs das Venner Moor nicht nur in die Höhe, sondern auch in die Breite und dehnte sich schließlich auf über 280 Hektar mit bis zu drei Meter mächtigen Torfschichten aus. Bis ins 19. Jahrhundert war es eine weitgehend baumlose, offene Moorlandschaft.
Mit dem Aufkommen des Handtorfstichs im Mittelalter begann die erste Entwässerung. Bis etwa 1890 diente der Abbau von Weißtorf rund 100 Haushalten als Erwerbsquelle.
Eine tiefgreifende Veränderung brachte der Bau des Dortmund-Ems-Kanals um 1882, der das Moor weiter entwässerte und zerschnitt. In der Folge breiteten sich Birken und Kiefern auf den trockener werdenden Flächen aus. Nach dem Ende des bäuerlichen Torfabbaus im Jahr 1964 blieb vom einstigen Hochmoor nur noch eine etwa sechs Hektar große, unberührte Restfläche erhalten.
NATURA 2000 ist ein europaweites Netzwerk von Schutzgebieten, das eingerichtet wurde, um die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräume in Europa langfristig zu erhalten. Es ist das größte zusammenhängende Schutzgebietssystem der Welt und basiert auf der Vogelschutzrichtlinie (1979) und der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) (1992).
FFH-Gebiete (Fauna-Flora-Habitat-Gebiete) oder VG (Vogelschutzgebiete) sind spezielle Schutzgebiete, die im Rahmen von NATURA 2000 ausgewiesen worden sind. Der Begriff stammt aus den entsprechenden EU-Richtlinien, die auf den Schutz von besonders wertvollen Lebensräumen (z. B. Wälder, Moore, Wiesen) sowie gefährdeten Tier- und Pflanzenarten abzielt.
